"Sportverein heute - Fit für die Zukunft?" gibt Denkanstöße
Kraft und Strategien für die Zukunft / Personal, Ganztag und Migration
Minden (Sebastian Külbel). "Viele Vereine wissen gar nicht, wie viel Kraft in ihnen steckt", sagte Referent Patrick Busse.
Und darauf konnten sich die rund 70 Teilnehmer der Tagung "Sportverein heute - Fit für die Zukunft?" gut einigen. Dennoch fiel das Fazit zum Zustand der Vereine nicht durchgehend positiv aus. Zu sehr werden diese von gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen wie Migration, Ganztagsschule oder dem Mangel im Ehrenamt unter Druck gesetzt. |
Applaus: Die Teilnehmer der Tagung diskutierten über Probleme der Vereine und tauschten sich rege aus. |
Ein Grund mehr, sich auch anhand eines Beispiels Gedanken um die Zukunft zu machen.
Zum zweiten Mal nach 2011 hatte das Sportbüro der Stadt Minden Vertreter von Vereinen, Verbänden, Schulen, Verwaltung, Politik und Wissenschaft zur Fachtagung in der Alten Grundschule Meißen geladen, erstmals war auch der Kreissportbund mit im Boot. Gemeinsam beschäftigten sie sich mit dem Zustand und der Zukunft der Sportvereine - und wurden beim Eröffnungsvortrag erstmal ein wenig neidisch. Vorsitzender Dr. Rolf Engels beschrieb seinen TuS Ost aus Bielefeld als Verein mit Modellcharakter, der den Weg in die moderne Gesellschaft bereits gefunden hat. Trotz der Größe seines Vereins, die sich im Mühlenkreis kaum wiederfindet, hält er die Ansätze für übertragbar. "Entscheidend ist die Bereitschaft, sich mit der Zukunft auseinanderzusetzen", sagte Engels: "Es geht nicht darum, den TuS Ost zu kopieren, sondern Dinge runterzubrechen und gedankliche Angebote zu nutzen." Pragmatischer ging es im Arbeitskreis zum Ehrenamt zu. Denn in Sportvereinen geht es nicht nur um sportliche Kompetenz. "Wo stehen die sozialen Talente und wie können wir sie fördern?", formulierte Referent Friedel Gaidt vom Landessportbund NRW die zentrale Frage und forderte "den Personalchef für den Verein." Auch die Lösungen von Patrick Busse klangen einfach. "Wir müssen als Vereine neu denken", sagte der hauptamtliche Geschäftsführer des TV Lemgo zur Zusammenarbeit mit den Ganztagsschulen. Das Potenzial sei in dieser Hinsicht kaum ausgeschöpft. Zudem bietet der Ganztag eine große Chance: "Sobald Vereine etwas an den Schulen machen, werden sie völlig anders wahrgenommen." Klar sei jedoch, dass nicht alle bei diesem Thema mitkommen werden. Das hat auch Prof. Dr. Christa Cachay von der Universität Bielefeld beim Thema Integration festgestellt. "Vereine sind stark verharrende Organisationen, nur ein kleiner Teil geht das Thema Migration strukturell an." Wichtig sei es daher, die Fachverbände einzubeziehen. Denn beim Blick auf den Migrantenanteil in der jüngeren Bevölkerung sei eines klar: "Die Gesellschaft wird in 15 Jahren ganz anders aussehen." All diese Themen sollen auch zukünftig Thema von Veranstaltungen in Minden sein. "Wir haben das richtige Thema getroffen und wollen auf dieser Ebene weiterarbeiten", bestätigte Sportbüro-Mitarbeiterin Annette Amann. Auch ihr Kollege Henrik Thielking zog ein positives Fazit: "Die Atmosphäre war sehr angenehm. Das lag übrigens auch am Gastgeber Pro Meißen." |
Copyright: MINDENER TAGEBLATT / MT ONLINE, veröffentlicht am 08.04.2014